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Die beiden wesentlichen Pfeiler, auf denen meine Arbeit mit Paaren beruht, sind die Gestalttherapie und die Systemische Therapie. Diesen beiden Therapieansätzen ist     gemeinsam, dass sie ganz an den Potenzialen der Menschen orientiert sind, mit denen sie arbeiten und dass sie für ihre Arbeit erlebnisaktivierende Methoden benutzen. Traditionell ist der gestalttherapeutische Ansatz dabei eher auf den einzelnen, auf ganzheitliche Entwicklung seiner Möglichkeiten und die Beseitigung intrapersonaler Phänomene ausgerichtet, die diese Entfaltung behindern (Konflikte des “Inneren Teams”), während der Systemische Ansatz demgegenüber mehr die interpersonalen Phänomene fokussiert, also die Beziehungen und ihre Dynamik, und auf deren Entwicklung und die Beseitigung von Systemstörungen abzielt.

Gestalt-Ansatz

Paare sind die kleinste interpersonelle Ganzheit. Jedes dieser Zwei-Personen-Systeme hat im Laufe seiner Paar-Geschichte eine eigene Identität entwickelt. Diese Paar-Identität ist wie ein neuer Organismus. Er wird geprägt durch die verschiedenen Welten der beiden Partner, durch ihre besonderen Erfahrungen, Verhaltensmuster, Kommunikationsstile und Wirklichkeits-konstruktionen. Und doch ist er etwas anderes als die Summe der Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Personen, die sich als Paar gefunden haben.

Betrachtet man ein Paar in diesem Sinne als einen Organismus, dann sind die beiden Partner dieser Beziehung wie die Organe dieses Organismus, deren Eigenschaften, Kräfte und Werte sich von denen des Ganzen unterscheiden, zugleich aber mit ihnen in Beziehung stehen. Z.B. kann für den einzelnen Autonomie ein wichtige Orientierung sein, während für das Paar der Grad der Verbundenheit wichtiger Maßstab ist. Und wie ein Organismus seine Organe in seinen Dienst stellt, so setzt der Paar-Organismus die beiden Individuen für sein inneres Gleichgewicht (Homöostase) ein und erhält sich durch die beiden Partner gesund. Das bedeutet, dass das Erleben und Handeln des einzelnen Menschen als Teil dieses neuen Ganzen von diesem neuen Organismus Paar geprägt wird. Der einzelne bildet gleichsam neben seiner individuellen Psyche eine Paar-Psyche aus, die von seiner individuellen Psyche durchaus verschieden sein kann. Mit dieser Paar-Psyche gestaltet, durchlebt und durchleidet er seine Paarbeziehung und dient ihr - oft ohne es zu wissen und zu verstehen.

Dieser Paar-Organismus ist natürlich nichts Statisches, sondern er ist ein Prozess: Im Laufe der Paar-Geschichte wird er immer wieder durch Krisen aus dem Gleichgewicht gebracht, durch sie angeregt oder beunruhigt. Und wenn die Paar-Identität dann nicht weiterentwickelt wird, sondern die Partner erstarrt an überholten Fixierungen und Mustern kleben bleiben, werden diese Krisen zu Zerreißproben für die Paar-Gestalt und die in ihr verbundenen Partner. Die brauchen dann häufig Unterstützung von außen, um die Botschaften ihres Paar-Organismus in ihrem eigenen Erleben und Handeln neu entziffern zu lernen. Sie kommen zur Paartherapie als einer Therapie dieses Organismus.

Systemisches Therapie

Als systemische Therapie sieht Paartherapie die von den Partnern erlebten und beschriebenen Probleme und Symptome nicht individuumzentriert, das heißt z.B. linear in der sogenannten Pathologie eines der beiden Partner begründet, sondern im Kontext eines sich entwickelnden sozialen und familiären Bezugssystems. Diese Sichtweise hat eine vertikale und eine horizontale Dimension: Die vertikale stellt den Zusammenhang zwischen der gegenwärtigen Konstellation und den geschichtlichen Prägungen des Paares durch die Aufträge, Botschaften, Glaubenssätze und Bedeutungskonstruktionen der jeweiligen Herkunftsfamilien her. Die horizontale Dimension akzentuiert die Einbettung des Paares in relevante Umwelten wie z.B. Berufsfelder, Freunde, Religionszugehörigkeit und deren Bedeutungswelten und Sinnzusammenhänge.

Ziel der Paartherapie ist die Eröffnung neuer Perspektiven (z.B. Krisen nicht zu begreifen als Quittungen für “falsch gelebtes Leben”, sondern als Vorboten notwenigen Wandels) und damit auch neuer Handlungsmöglichkeiten (z.B. nicht in Selbstanklagen zu verharren, sondern neue Schritte zu wagen). Damit entspricht sie dem “ethischen Imperativ” des Kybernetikers Heinz von Foerster: “Handle stets so, dass du die Anzahl der Möglichkei- ten vergrößerst!” Das bedeutet auch eine Absage an irgendwelche vorgegebenen dogmatischen Lösungen, wenngleich die therapeutischen Interventionen natürlich auch von dem Wissen um die Verhaltensmerkmale geprägt sind, die sich auf die Entwicklung der Paarbeziehung eher günstig oder ungünstig auswirken. Systemische Paartherapie, die in dieser Weise auf Anregungen für den Beziehungsalltag ausgerichtet ist, also auf Hilfe zur Selbsthilfe für die jeweiligen Schwierigkeiten und Entwicklingsaufgaben, begreift TherapeutInnen und KlientInnen als selbstverantwortlich handelnde Personen und aktive Beteiligte am therapeutischen Prozess.

Dialog versus Konzept

In meiner langjährigen Arbeit als Therapeut mit Paaren in den unterschiedlichsten Situationen hat sich gezeigt, dass es wichtig ist, Konzepte, die ich im Laufe der Zeit entwickelt haben, immer wieder im Kontakt mit den konkreten Menschen in ihrer Paarsituation zu überprüfen und weiterzuentwickeln.

Was ich anbiete, ist engagierte Kooperation zur dialogischen Bündelung der Kompetenzen an Wissen und Erfahrungen. D.h. es geht um mir darum, meine Erfahrungen und Sichtweisen den jeweiligen Beziehungspartnern zur Verfügung zu stellen, sie zu den Erfahrungen und Perspektiven des Paares in Beziehung zu setzen und dabei die Tatsache zu nutzen, dass ich als Außenstehender die Dinge teilweise anders sehen und kommunizieren kann und darf als die Beziehungspartner, die unmittelbar in die Eigenart und Dynamik ihres Paar- oder Familiensystems eingebunden sind.

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